Dr. Cornelia Fricke
IHRE FACHTIERÄRZTIN AM AUENSEE
Der große Tierarzt-Guide für einen entspannten Jahreswechsel
Der 31. Dezember ist für viele Menschen ein Grund zu feiern. Für uns Hundebesitzer – und ganz besonders für mich als Tierärztin – ist es oft der stressigste Tag des Jahres.
Ich sehe es jedes Jahr in meiner Praxis: Verzweifelte Besitzer und panische Hunde. Die Angst vor lauten Geräuschen (Geräuschphobie) ist für unsere Vierbeiner keine Lappalie, sondern purer Stress. Wenn Ihr Hund an Silvester zittert, hechelt oder sich im Badezimmer verkriecht, leiden Sie mit.
In diesem Artikel zeige ich Ihnen als Tierärztin, was wirklich hilft. Wir schauen uns an, was Sie langfristig tun können, wie Sie das "Management" am Tag X gestalten und welche Medikamente sinnvoll sind (und von welchen Sie unbedingt die Finger lassen sollten).
Zunächst müssen wir verstehen: Ihr Hund übertreibt nicht. Sein Gehör ist dem unseren weit überlegen. Hunde hören Frequenzen, die wir gar nicht wahrnehmen, und sie hören Geräusche etwa viermal lauter als wir.
Ein Böller ist für einen Hund nicht nur "laut". Es ist eine körperliche Bedrohung. Hinzu kommt, dass Silvester unberechenbar ist. Ein Gewitter kündigt sich oft durch Luftdruckveränderungen an – ein Knaller kommt aus dem Nichts.
Manche Signale sind offensichtlich, andere subtil. Achten Sie auf diese Symptome:
Wichtiger Hinweis: Viele Hunde entwickeln eine Geräuschangst erst im Laufe ihres Lebens. Nur weil Ihr Hund letztes Jahr noch entspannt war, muss das dieses Jahr nicht so sein. Ignorieren Sie die ersten Anzeichen nicht!
Wenn Sie diesen Artikel im November oder Anfang Dezember lesen: Perfekt! Sie haben noch Zeit für sanfte Methoden.
Es gibt natürliche Mittel, die den Stresspegel senken, damit der Hund nicht so schnell überreizt. Diese brauchen aber Anlaufzeit!
Es gibt spezielle Geräusch-CDs oder Playlists (z. B. auf Spotify oder YouTube), mit denen Sie Böllergeräusche leise abspielen und positiv verknüpfen können (Füttern/Spielen).
Achtung: Beginnen Sie damit niemals erst wenige Tage vor Silvester, das kann die Angst verschlimmern!
Es ist der 31. Dezember. Jetzt geht es um Krisenmanagement. So bauen Sie Ihrem Hund eine Festung gegen die Angst:
Hier herrscht oft große Verunsicherung. Klären wir auf, was medizinisch Sinn macht.
Als Tierarzt sage ich: Es ist ein zweischneidiges Schwert, aber ja, es kann als Notfalllösung funktionieren. Alkohol wirkt in geringen Mengen angstlösend (anxiolytisch).
Wenn Training und Management nicht reichen, ist echte Medizin Tierschutz. Wir wollen Panik vermeiden.
⚠️ WARNUNG vor Acepromazin (Vetranquil, Sedalin) ⚠️
Früher war dies das Standardmittel. Heute raten wir Tierärzte dringend davon ab!
Warum? Es macht den Hund bewegungsunfähig, aber es dämpft die Geräuschwahrnehmung kaum. Der Hund liegt also gelähmt in der Ecke, bekommt die Knallerei aber voll mit und kann nicht weglaufen. Das führt oft zu einem massiven Trauma. Verwenden Sie dieses Mittel keinesfalls für Silvester!
Mein Rat: Sprechen Sie jetzt (nicht erst am 30. Dezember) mit uns über das passende Medikament für Ihren Hund.
Veraltete Hundeschulen behaupten oft, man dürfe den Hund nicht streicheln, wenn er Angst hat, weil man die Angst sonst bestätigt. Das ist falsch. Angst ist eine Emotion, kein Verhalten. Sie können Angst nicht durch Zuwendung verstärken.
Bitte trösten Sie Ihren Hund! Wenn er Kontakt sucht, lassen Sie ihn zu sich auf das Sofa. Ihre Ruhe und Nähe (Social Support) senken seinen Cortisolspiegel. Seien Sie sein Fels in der Brandung.
Lassen Sie Ihren Hund an Silvester niemals allein zu Hause. Auch der bravste Hund kann sich in Panik verletzen oder Mobiliar zerstören.
Geben Sie niemals Medikamente zum ersten Mal direkt am Silvesterabend (paradoxe Reaktionen sind möglich). Testen Sie Dosierungen immer an einem ruhigen Tag vorher in Absprache mit der Tierärztin.
Wissenschaftlich ist keine Wirkung über den Placebo-Effekt hinaus nachgewiesen. Wenn Sie als Besitzer dadurch ruhiger werden, überträgt sich das aber positiv auf den Hund. Bei echter Panik reichen sie jedoch nicht aus.
Wenn Ihr Hund extrem speichelt, angstpinkelt, sich selbst verletzt oder nach Silvester tagelang nicht mehr rausgehen will. Dann brauchen wir einen Therapieplan.
Ja, es gibt spezielle "Mutt Muffs" oder Wattebäusche (vorsichtig!) für die Ohren. Das muss aber wochenlang trainiert werden, sonst stresst der Fremdkörper im Ohr den Hund zusätzlich.
Silvester mit einem Angsthund ist anstrengend, aber mit der richtigen Vorbereitung machbar. Kombinieren Sie rechtzeitig Nahrungsergänzungsmittel mit einem guten Management am Tag X. Scheuen Sie sich nicht, uns nach echten Medikamenten zu fragen – kein Hund sollte unnötig leiden.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Fellnase einen möglichst ruhigen Rutsch und ein gesundes neues Jahr!
Geschrieben am
Dr. med. vet. Cornelia Fricke
Fachtierärztin und Praxisinhaberin in Leipzig
Zusatzbezeichnung Zier-, Zoo- und Wildvögel und Reptilien
Tierzahnärztin (Deutsche Gesellschaft für Tierzahnheilkunde)
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